Was ist MS?
Die Multiple Sklerose (MS) ist eine entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems, also des Gehirns und/oder des Rückenmarkes. Nervenfasern des Gehirns und Rückenmarkes sind – ähnlich wie elektrische Kabel – von einer Isolierschicht umgeben. Diese Isolierschicht heißt Myelin und besteht im Wesentlichen aus fetthaltigen Substanzen (Lipiden) und Eiweißen. Bei der Multiplen Sklerose entstehen Entzündungsherde an einer oder mehreren, oft von einander entfernt liegenden Stellen im Gehirn. Die betroffenen Nervenfasern können dann ihre Impulse nicht so gut übertragen. Es kommt zu neurologischen Funktionsverlusten wie Gefühlsstörungen, Sehstörungen, Lähmungen, Koordinationsstörungen.
Die Entzündungsherde können ohne entzündungshemmende Therapie vernarben, ähnlich wie eine Narbenbildung nach einer Hautverletzung. Die Narbenbildung bezeichnet man auch als „Sklerose“. Die vielen, unregelmäßig verteilten Vernarbungsherde haben der Erkrankung den Namen „Multiple Sklerose“ gegeben.
Die Entzündungen entstehen oft plötzlich an ein oder mehren Stellen. Die dadurch hervorgerufenen Funktionsausfälle bezeichnet man als Schub. Die wirksamste Behandlung eines Schubes ist eine entzündungshemmende Therapie mit Kortison. Zur Schubbehandlung wird Kortison hoch dosiert über 5 Tage verabreicht.
Wie wird MS diagnostiziert ?
Der Verdacht einer Multiplen Sklerose ergibt sich oft aus der Beschwerdeschilderung und dem körperlichen Untersuchungsbefund. Die wichtigste technische Zusatzuntersuchung ist die Kernspintomographie. Auch die Untersuchung des Nervenwassers (Liquors) ist wichtig. Bestimmte Eiweißkörper weisen auf eine besondere Form der Entzündung im Zentralnervensystem hin, auch wenn sie nicht absolut beweisend für MS sind.
Nicht immer kann die Diagnose mit Auftreten der ersten Krankheitssymptome sicher gestellt werden. Dann kann die Erkrankung aber aus der Verlaufsbeobachtung diagnostiziert werden. Auch dabei spielt die Kernspintomographie heute eine entscheidende Rolle.
Verlauf und Behandlung
Der Verlauf einer MS ist sehr unterschiedlich. Viele Patienten erleben nach einem ersten Schub über Jahre keinen weiteren Schub oder nur leichte Schübe ohne Behinderung. Seltener sind Verlaufsformen mit häufigen und schweren Schüben. Eines der größten Probleme ist nach wie vor die Unvorhersehbarkeit der MS.
In der Regel können zum Zeitpunkt der Diagnose keine zuverlässigen Aussagen über den Krankheitsverlauf gemacht werden. Bei etwa 90% der Betroffenen ist der Verlauf schubförmig. Nach anfänglich schubförmigem Verlauf gehen nach 10-15 Jahren etwa 30-40% in einen sekundär chronisch progredienten Verlauf über.
Unter Einsatz der jetzt zur Verfügung stehenden Immuntherapien kann der Krankheitsverlauf erheblich verbessert werden. Schwere Verläufe mit früh einsetzender Behinderung sind heute selten. Viele Patienten mit MS haben einen gutartigen Verlauf. Sie bleiben im Alltagsleben leistungsfähig und erhalten auch ihre Erwerbsfähigkeit.